Klischees vs Alltag und heiße Small-Talk Themen
Relocation in den eigenen Reihen
Natürlich sind auch wir als Relocation Unternehmen international aufgestellt. Eine unserer Mitarbeiterinnen aus Frankreich verbrachte einige Zeit bei uns im Hauptoffice in Bonn. Sie berichtet von ihren Erfahrungen im deutschen Arbeitsalltag.
Les tribulations d’une Française en Allemagne
Nun, da ich meine Koffer wieder in Frankreich abgestellt habe, ist es an der Zeit, meine Eindrücke von Deutschland zu teilen. Sie denken vielleicht: Noch ein Artikel über die kulturellen Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland? Mehr Klischees und altbekannte Geschichten? Aber nein! Diesmal nicht unbedingt. Lassen Sie uns einen typischen Tag betrachten und lassen Sie sich überraschen – so wie Deutschland mich überrascht hat.
Die Legende der deutschen Pünktlichkeit
Auf dem Weg zur Arbeit, am Bahnhof angekommen, platzt das erste berühmte deutsche Klischee, das ich vorher nie angezweifelt hatte. Die berüchtigte deutsche Pünktlichkeit? Ein Mythos! Die Anzeigetafeln verkünden reihenweise Verspätungen von fünf, zwanzig, sechzig Minuten, oder gar „Zugausfall“. Da frage ich mich, ob die deutsche Bahn den Ruf der französischen SNCF verbessert hat…
Wenn man also mit einem hilflosen Schulterzucken zu spät kommt, und einfach sagt: “Entschuldigt bitte, die Bahn wieder…” wird man auch bei den sonst so pünktlichen Deutschen mit einem verständnisvollen Nicken empfangen.
Small-Talk-Tipp: Sich über die Bahn zu beklagen ist auch ein allseits beliebtes Small-Talk-Thema! Da kann man nicht falsch liegen und gehört gleich dazu, denn jeder kann eine noch haarsträubendere Geschichte erzählen…
Digitales Entwicklungsland
Im Büro angekommen, finde ich ein Fax vor. Ja, ein Fax. In einem Land, das für seine High-Tech-Exporte bekannt ist, erwartete ich Modernität. Doch die Realität zeigt eine andere Seite: veraltete Infrastruktur und ein deutlicher Rückstand in der Digitalisierung. Begriffe wie „digitales Entwicklungsland“ und „Fax-Land“ spiegeln diesen Nachholbedarf wider. Keine „Start-up Nation“ à la française.
Small-Talk-Tip: Digitalisierung ist ein kontroverses Thema. Während die Einen sich stundenlang darüber auslassen können, wie veraltet und kompliziert alles noch ist, gibt es auch die, die ihr Fax lieben und es nie freiwillig gegen digitale Akten eintauschen würden.
Mittagspause
Mittagszeit. Um 12:30 Uhr beginnt mein Magen zu knurren, doch niemand rührt sich. Also frage ich zögerlich: „Was ist mit dem Mittagessen?“ Ungläubige Blicke folgen. „Mittagessen? Hast du Hunger? Da unten ist eine Bäckerei.“
Schließlich wage ich mich in das Lokal an der Ecke. Die deutsche Küche wird von Franzosen oft als wenig raffiniert abgetan, doch es gibt viele schmackhafte Spezialitäten!
Die Preise sind auch schmackhaft, anders als in vielen französischen Bistros. Hier in Deutschland gibt es an jeder Ecke die Möglichkeit, eine “formule entrée-plat” (Vor- und Hauptspeise) unter 20 Euro zu bekommen.
„Was möchten Sie trinken?“ – „Wasser.“ – „Still oder mit Kohlensäure?“ – „Äh, Wasser, einfach Wasser aus der Leitung.“ – „Gibt’s nicht.“ Also bestelle ich eine kleine Flasche Mineralwasser.
Mein Teller kommt, aber ohne Brot. Na gut. Vielleicht bin ich da auch zu französisch.
Zum Nachtisch gibt es noch eine Überraschung: Keine Kartenzahlung. Während in Frankreich selbst das kleinste Baguette bargeldlos bezahlt wird, zücken die Deutschen oft noch das Bargeld. Zum Glück hatten die Kollegen mich aber vorgewarnt.
Small-Talk-Tip: Die Mittagspausenkultur kann zwischen Branchen und Unternehmen stark schwanken. Es gibt alles von den fleißigen Am-Schreibtisch-Essern bis hin zu Mitarbeiterkantinen oder ausgedehnten Mittagspausen. Auch vom mitgebrachten Pausenbrot zum Restaurantbesuch kann man alles erleben, einfach mal bei den Kollegen fragen, was im Unternehmen so üblich ist.
Feierabend – Ein unübersetzbares Konzept
Zurück im Büro und zurück an der Arbeit, nähert sich irgendwann der Feierabend. Ein Wort, das keine französische Entsprechung hat. Es ist Zeit zu gehen. Oder Zeit zu feiern?
Auf dem Heimweg gönne ich mir eine Pause in einer Konditorei mit altmodischem Charme, großen Sahnetorten und dem klassischen Filterkaffee.
Achtung Kaffeefeinschmecker: Immer Espresso statt Kaffee bestellen, sonst bekommt man eine eher wässrige Brühe.
Nach dem Genuss eines Stücks Sahnekuchen geht es zum Einkaufen. Kleine Metzger oder Käsereien? Fehlanzeige.
Supermärkte dominieren, das Angebot an handwerklichen und spezialisierten Läden ist begrenzt. Die sind meist im Stadtzentrum gelegen oder auf dem Land zu finden. In der Regel lohnt es sich auch, auf Google Maps nach versteckten Juwelen zu suchen.
Small-Talk-Tip:
Auch hier lohnt es sich immer, Kollegen zu fragen, die sich in der Gegend auskennen und sicher das eine oder andere Spezialitätengeschäft empfehlen können.
Schließlich zu Hause angekommen, schalte ich die Nachrichten ein. Für morgen sind Streiks bei der Deutschen Bahn angekündigt. Werden die Deutschen französisch? Ist das die europäische Integration in Aktion? Und wenn die Bahn streikt, ist es dann wirklich schlimmer als an normalen Tagen?
Fragen zu Ihrer Relocation nach Deutschland? Wir unterstützen Sie während des gesamtes Prozesses. Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren, wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung. Mehr Infos zu unserem deutschlandweiten Service finden Sie hier.